Ich glaube an das Potential dieses Ortes!

Das Areal CampusVäre steht im Wandel. Aus alten Sägenhallen soll langfristig eine „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ werden. Um die Wünsche und Ansprüche an solche öffentlichen Räume besser zu verstehen, wurde Yves Mettler mit einer Forschungsarbeit darüber beauftragt. Die als Projekt „Europaplatz“ realisierte Studie zeigt eindeutige Ergebnisse: Öffentliche Räume haben für die Gesellschaft eine wesentliche Bedeutung und das Vorhandensein solcher Orte leistet einen hohen Beitrag zur Lebensqualität.

„Ich glaube an das Potential dieses Ortes“, lauteten die abschließenden Worte von Yves Mettler, der am 21. Juni die Forschungsergebnisse zur Studie „Europaplatz CampusVäre“ präsentierte. CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg erteilte dem Berliner Künstler und Urbanist Yves Mettler den Auftrag, die Bedeutung und Wirkung von öffentlichen Räumen anhand des Beispiels Campus V zu erforschen. Mettler setzte dabei drei qualitative Methoden ein und arbeitete über mehrere Wochen an seiner Forschung.

Die gestern präsentierten Ergebnisse Mettlers zeigen auf, dass öffentliche Räume im gesellschaftlichen Leben aller Generationen eine wesentliche Rolle spielen. Städte oder Regionen, die ihren Bewohner:innen die Möglichkeit zum partizipativen Austausch und des Miteinanders ermöglichen, werden als besonders lebenswert eingestuft. Es gibt eine starke Sehnsucht nach Orten, an denen sich Menschen konsumfrei begegnen dürfen, Plätze an denen „unterschiedliche Haltungen aufeinandertreffen können. Denn der öffentliche Raum ist Ursache für das Zusammenleben, und gleichzeitig ist er bereits die Wirkung dessen“, das zeigt Mettlers Studie. 

„Diese Ergebnisse bestätigen, dass wir mit der Kuratierung der Sägenhallen auf dem richtigen Weg sind.“, so Bettina Steindl, GF CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg. Hintergrund der Studie war die gezielte Sicht- und Spürbarmachung von öffentlichen Räumen und die Schaffung eines Grundverständnisses, was öffentliche Orte für die Gesellschaft bedeuten. Das Areal CampusVäre steht aktuell im Wandel und soll langfristig eine demokratische Nutzung ermöglichen. Welche Ansprüche die Gesellschaft an Räume und öffentliche Plätze hat, ist für CampusVäre - Creative Institute Vorarlberg eine wichtige Antwort auf die Frage, welche Schritte in den nächsten Monaten und Jahren zu setzen sind. „Wir erforschen und gestalten Meter für Meter eine ‚Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft‘ und es ist uns wichtig, dass wir diesen Weg gemeinsam mit der Gesellschaft gehen. Yves Mettlers Studie hilft uns, die Bedürfnisse, die an öffentliche Räume und Orte des innovativen Arbeitens, Lehrens, Lernens und Forschens gestellt werden, besser zu verstehen und die Anforderungen optimal umsetzen zu können“, so Steindl.

Die Präsentation der Ergebnisse fand am 21. Juni um 18.00 Uhr im Garten vor der Fachhochschule Vorarlberg statt. Es zeigten sich zahlreiche Interessierte, darunter neben vielen Studierenden auch Roland Alton (fairkom), Margarita Köhl (FHV) und Guntram Bechtold (Digitale Initiativen). Der Abend wurde kulinarisch von der ÖH und musikalisch von „Igspielt“ begleitet und ermöglichte bei entspannter Atmosphäre einen ungezwungenen Austausch und die Möglichkeit zu weiteren Diskussionen über die Bedeutung und den Wert von öffentlichen Räumen.  

Yves Mettler wünschte nach Abschluss seiner Präsentation CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg viel Mut. Er betonte, dass er an das Potential dieses Ortes glaube und es ein Erfolgsmodell werden könne. „Der Gedanke motiviert, dass die Gesellschaft den Ruf nach Veränderung angehen will. Und es besteht ganz viel von der zukünftigen Magie, wenn wir einerseits auf Bestehendes bauen und gleichzeitig aber auch viel verändern, weil wir uns eben hier auch Zeit nehmen, die Dinge neu zu denken.“, so Mettlers. 



Weitere Informationen zu Mettlers Methoden beim Forschungsprojekt „Europaplatz CampusVäre“:

1.    Experteninterviews am Europatisch 

Zuerst baute Yves Mettler aus Holzlatten einen Europatisch. Am Europatisch führte er mit elf Expert:innen aus Vorarlberg Gespräche über die Bedeutung von öffentlichen Räumen und über den Wert, den die Gesellschaft daraus ziehen kann, wenn Städte Räume zur Verfügung stellen. Er sprach dabei mit Hanno Loewy (Direktor Jüdisches Museum Hohenems), Verena Konrad (Direktorin vai), Martina Büchel-Germann (Europe Direct Vorarlberg), Erich Wutscher (Leiter Hochbau Stadt Dornbirn), Martin Strele (Kairos), Roland Alton (FHV), Christina Meusburger (Marke Vorarlberg), Elmar Luger (Leiter Jugendabteilung Stadt Dornbirn), Elisabeth Planinger (Gesundheit und Sozialplanung Stadt Dornbirn) sowie Tamara Hammer und Guntram Bechtold (beide Digitale Initiativen) über Ideen, Erwartungen und Ansätze zu Europa, öffentliche Räume und die Anforderungen an eine „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“. 

2.    Eurolunch und Fragebogen

Am 25. und 26. April wurde öffentlich zum kostenlosen Mittagessen an den Europatisch in die Rampe der CampusVäre geladen. Über 230 Besucher:innen folgten der Einladung. Studierende, Arbeitende, Anwohner:innen, Interessierte, Lehrende und Forschende kamen zusammen, tauschten sich aus und befüllten Fragebögen zu öffentlichen Räumen in Dornbirn. Neben den Ergebnissen, die Yves Mettler aus diesen Antworten zog, konnte mit dem EuroLunch verdeutlicht werden, wie schnell sich ein inszenierter öffentlicher Ort mit Leben füllt und wie leicht und doch komplex der Weg bis dahin ist. 

3.    Workshop / Open Idea Vortrag / öffentliche Nutzung

In Kooperation mit der FHV wurden die Holzlatten des Europatisches im Anschluss zum „Europaplatz“ mit Bühne und Tribüne im Garten der FHV. Im Rahmen der Vortragsreihe „Open Idea“ hat Yves Mettler über seine Arbeiten in europäischen Städten auf der FHV erzählt. Über mehrere Wochen konnten die Studierenden den Europaplatz nutzen und bespielen. 

Yves Mettler:

Der in Berlin lebende Künstler und Urbanist Yves Mettlers ist auf die Entwicklung von globalen Urbanisierungsprozessen spezialisiert. Mit Interventionen im öffentlichen Raum verleiht er urbanen Umgebungen einen vielstimmigen Ausdruck. Seit 2002 entwickelt er eine Forschungs- und Kunstpraxis rund um urbane Orte namens „Europe Square“, welche Räume zwischen urbaner Realität und symbolischen Werten untersuchen. Seine Arbeiten wurden im Hamburger Bahnhof, Berlin (2017), Bozar, Brüssel (2016), Kunsthaus Langenthal (2012), Bawag Contemporary (2009) und Archilab (2008) gezeigt. 2010 nahm er am Pilotprojekt Art and Politics von Bruno Latour an der Sciences-Po in Paris teil.